
Die süsseste Versuchung der Schweiz
Sie ist nur fünf Zentimeter hoch, besteht aus einem mit Kirsch getränkten Biskuit, zwei Japonaisböden und Buttercreme. Und doch gehört sie zu dem wichtigsten kulinarischen Erbe der Schweiz. Die Rede ist von der Zuger Kirschtorte.
Text: Robert Schütz
Charly Chaplin konnte ihr nicht wiederstehen, und auch Audrey Hepburn war der kulinarischen Köstlichkeit hoffnungslos verfallen. Und selbst der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl bestellte regelmässig von der hochprozentigen Spezialität. Und Papst Franziskus nahm sogar im Mai in Vatikan eine Zuger Torte persönlich entgegen. Was macht sie nur so unwiderstehlich für Jedermann und jede Frau, die Zuger Kirchtorte? Und wie schafft es dieser Exporteschlager, sich seit fast 100 Jahren immer wieder einen der ersten Plätze auf den kulinarischen Bestsellerlisten zu sichern? Das wird wohl vermutlich genau so ein Geheimnis bleiben, wie das beste und perfekte Rezept für die optimale Zubereitung dieser Zuger Spezialität. Zuger Kirsch als Inspiration für einen kulinarischen Welterfolg Das erste Werbeinserat für die neue «Zuger Kirschtorte» erschien bereits an Weihnachten 1915 in der «Zuger Zeitung». Der Appenzeller Konditor Heinrich Höhn hatte zuvor im Jahre 1913 gemeinsam mit seiner Frau
Hanna an der Alpenstrasse 7 im Neustadtquartier, ganz in der Nähe vom Bahnhof, seine Konditorei mit Café eröffnete. Eine Anekdote besagt, dass einer der ersten Kunden der Zugerhof sowie das Hotel Central waren. Höhn wurde angeblich herausgefordert, für die beiden Häuser eine ganz besondere und unverwechselbare Spezialität zu kreieren.
Und wer weiss, vielleicht könnten wir uns heute überhaupt nicht am Genuss einer derart hochprozentig gedrängten Köstlichkeit erfreuen, wenn nicht damals zufällig die bereits 1870 gegründete «Kirschwassergesellschaft in Zug» in unmittelbarer Nachbarschaft von Höhns neuem Café beheimatet gewesen wäre. Jedenfalls soll die Vielfalt der Kirschwasser in Zug den experimentierfreudigen Konditor bei der Entwicklung der Zuger Kirchtorte stark inspiriert haben. Doch bis die Spezialität dann endlich ihren Siegeszug um den Erdball starten konnte, sollten noch einige Jahre des Pröbelns vergehen. Entscheidend ist jedoch das Ergebnis von Höhns Entwicklungsarbeit: Eine Biskuitschicht und zwei Japonaisböden in Kombination mit Buttercreme und was selbstverständlich nicht fehlen darf, mit einem kräftigen Schuss Kirschwasser, das damals übrigens nur zur Aromatisierung gedacht war. Der Anteil an Kirsch soll erst im Laufe der Jahre immer mehr zugenommen haben, so die Überlieferung. Echte Kirschen sind, wie irrtümlich oft angenommen, in diesem Schweizer
Backerzeugnis nicht zu finden. Doch das sollte sich mittlerweile rumgesprochen haben. Der Siegeszug einer Torte nimmt ihren Anfang.
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