Bauelemente für die Ewigkeit. Hier schließt sich der Kreis.

Bauelemente für die Ewigkeit. Hier schließt sich der Kreis.

(Text. Robert Schütz)

„Cradle to Cradle“ (C2C) konsequent umzusetzen, heisst ausschließlich
Materialien zu verwenden, die am Ende der Lebenszeit eines Gebäudes dem
biologischen Kreislauf wieder zugeführt werden können, ohne Abfälle zu
erzeugen. Nachfolgend möchten wir exemplarisch zwei innovative und
nachhaltige Entwicklungen aus der Holzbautechnik vorstellen, die exakt diese
Vorrausetzungen erfüllen.

Den gesamten Beitrag im Original finden Sie hier —->

Text: Robert Schütz
Ein Haus besteht aus unzähligen Bauteilen und Materialien. Es erfordert schon
einiges an Detailkenntnissen, um das Prinzip „Cradle to Cradle“ konsequent
umzusetzen. Wer auf einen geschlossen Stoffkreislauf baut, der kann nur
Baustoffe verwenden, die nach dem Rückbau dem biologischen Stoffkreislauf
restlos zugeführt werden können oder die zu 100 Prozent biologisch abbaubar
sind. Erst dann schließt sich der Kreis; erst dann ist die Sache Rund. Das gilt für
alle Bauteile, und ganz besonders für das Mauerwerk, das einen großen
Materialanteil beansprucht. Hierfür kommen immer neue Innovationen zum
Einsatz, so wie z.B. das Holzmauersystem Triqbriq, das sich aus mikromodularen Holzbausteinen – den sogenannten Briqs – zusammenfügt. (abgeleitet von bricks, aus dem engl. für Ziegelsteine).
Triqbriq, das C2C-fähige Holzbausystem.

Die Briqs des Triqbriq Systems werden mit Robotertechnik hochpräzise aus
kostengünstigem Industrie- und Kalamitätsholz hergestellt. Industrieholz besteht
häufiger aus niedrigeren Sortierklassen. Kalamitätsholz stammt von Bäumen, die
aufgrund von Stürmen, Dürre, Waldbränden oder Krankheiten abgestorben oder
stark beschädigt sind. Der Einsatz solcher Hölzer im zirkulären tragen Rohbau ist
laut Angaben des Herstellers ein Alleinstellungsmerkmal der Triqbriq AG.
Tragende Außenwände und Zwischenwände können so umweltschonend,
kosteneffizient, flexibel und in kurzer Zeit errichten werden. Hierfür werden die
einzelnen Holzbausteine im Verband aufeinander gesteckt und über
Buchenholzdübel, ganz ohne Kleber und Verbindungsmittel, miteinander
verriegelt.


Triqbriq ermöglicht kompletten Rohbau in 6 Tagen
Briqs funktionieren wie klassische Ziegelsteine und werden auch genauso im
Verbund aufeinandergesetzt. Das Ergebnis ist eine massive Holzwand, die wie
jede herkömmliche Mauerwand im Anschluss isoliert, verputzt oder verkleidet
werden kann. Und wie erfolgt dann der Rückbau? Einfach und unkompliziert.
Hierfür werden die Holzdübel, die zur Verriegelung verwendet wurden, mit einem
speziell entwickelten Aufsatz für einen Drucklufthammer, unbeschadet
entnommen. Die Bauteile können dann vollständig wiederverwendet werden.
Somit wären alle Anforderungen an eine kreislauffähige Alternative erfüllt. Diese
nachhaltige Technik hat sich beim Bauen im Bestand und bei Neubauten bestens
bewährt. In Frankfurt am Main wurde nach dem „Cradle 2 Cradle“-Prinzip mit
dem Triqrbriq-System der komplette Rohbau eines Wohnhauses in nur 6 Tagen
errichtet. Das klingt doch zunächst mal gut.

X-fix. Eine perfekte und kreilauffähige Verbindung


X-fix und fertig, und fest.
„Cradle 2 Cradle“ gilt für jedes einzelne Bauelement, selbst für den kleinsten
Dübel oder ein Verbindungsstück, denn Schrauben und Kleber sind tabu. Da
scheint eine weitere Innovation, das X-Fix aus Österreich, eine willkommene
Alternative, um z.B. Holzdecken und Brettsperrholz-Wände fest
zusammenzufügen und sicher zu verbinden. Das raffinierte Verbindungssystem
X-fix ist ein punktförmiger, selbstspannender Holz-Holz Verbinder für die schubund die zugfeste Verbindung von Brettsperrholz-Decken und Brettsperrholz Wänden. Das patentierte System, das in unterschiedlichen Ausführungen und Größen angeboten wird, besteht aus konisch geschnittenen, schwalbenschwanz bzw. x-förmigen Dübeln. X-fix ist aufgrund seiner „Schwalbenschwanz-Keilform“ ein Verbindungsmittel, dass nur durch das Einschlagen zwei Holzbau-Elemente
zusammenzieht und dauerhaft formschlüssig verbindet. Somit ist es auch ideal
geeignet für Sichtflächen. Die Aussparungen werden mit einer Schablone oder
mit Hilfe der CNC-Technik gefräst. Die Entwicklung des X-fix Holz-Holz Verbindungssystem wurde bereits 2013 begonnen. Günther Schilcher von X-Fix gesteht: „Anfangs dachten wir noch BauBuche wäre die optimale Holzart. Erste die Empfehlung von Prof. Schickhofer, dem Leiter des Instituts für Holzbau und Holztechnologie der TU in Graz, brachte uns zum Birkensperrholz.“ Der renommierte Wissenschaftler für Holztechnik begründete seinen Vorschlag damit, dass Birkenholz über ein besseres Quell- und
Schwindeverhalten verfügt als Buche. Zudem benötigt man für die Stabilität
mehr Querlagen, als bei Buchenholz möglich sind. Somit ist Birkensperrholz, das
u.a. aus Finnland aus zertifizierten Betrieben- und Wäldern stammt, ganz sicher
die beste Lösung. Um die maximale Sicherheit und Verlässlichkeit auch wissenschaftlich zu
belegen, wurden alle bauphysikalischen Werte wie Statik, Luftdurchlässigkeit
usw. vom Lignum Test Center, der TU-Graz von Dipl. Ing. Augustin und dem CLT
Forschungspionier Prof. Schickhofer umfassend geprüft und auf ihre
Praxistauglichkeit hin getestet.



Eine ausgezeichnete Verbindung: X-Fix und das „Hasler Tre“ Gebäude in
Oslo.

Wie erfolgreich diese C2C-fähige Verbindungstechnik heute ist, lässt sich am
Beispiel des biologischen Bürogebäudes „Hasle Tre“ in Oslo belegen. Dieses
Holzbauwerk war von vorneherein nur für eine Nutzung von 80 Jahren gedacht.
Für den Architekten Dipl. Ing. Moritz Groba sowie den Bauherren, die Hasle Linje
5 AS, war der „C2C“-Gedanke somit von Anfang Teil der Planung. Zu Recht
wurden dieses Leuchturmprojekt aufgrund der Rückbaubarkeit, u.a. mit dem
norwegischen Holzbaupreis sowie dem Klimapreis der norwegischen
Bauwirtschaft 2023, sowie zahlreichen weiteren Preisen honoriert. „HasleTre“ ist
Norwegens erstes demontierbares Bürogebäude, und gilt im wahrsten Sinne des
Wortes als ausgezeichnetes Vorbild für eine nachhaltige Baubranche. Es ist ein
Modellprojekt für Architekten und Bauunternehmer in Norwegen und der ganzen
Welt. Günther Schilcher betont abschließend: „Wir sind sehr stolz darauf, dass
unser X-fix Holz-Holz Verbindungssystem zum Erfolg dieses hervorragenden
Projektes „HasleTre“ beigetragen hat.“
Die beiden hier beschriebene Beispiele zeigen sehr schön, wie wichtig und
hilfreich innovative Produktideen für den Erfolg einer nachhaltigen und
kreislauffähigen Architektur sind. Bleibt zu hoffen, dass Planer sowie die
Bauindustrie das „C2C“-Prinzip fest im Blick behalten.